[…]In der letzten Zeit habe ich oft daran gedacht, wie du mir vor Jahren sagtest, es gäbe wertvolle Menschen und weniger wertvolle, und die einen bekämen Insulin, wenn sie Zucker haben und die andern bekämen keins. Und das habe ich eingesehen, ich Dummkopf!
Letzt haben sie eine neue Einteilung dieser Art gemacht, und jetzt gehöre ich zu den Wertloseren. Das geschieht mir recht. Sie hält wieder inne. Sie beginnt wieder von vorn. Ja, ich packe. Du mußt nicht tun, als ob du das nicht gemerkt hättest die letzten Tage. Fritz, alles geht, nur eines nicht: daß wir in der letzten Stunde, die uns bleibt, einander nicht in die Augen sehen. Das dürfen sie nicht erreichen, die Lügner, die alle zum Lügen zwingen.Vor zehn Jahren, als jemand meinte, das sieht man nicht, daß ich eine Jüdin bin, sagtest du schnell: doch, das sieht man. Und das freut einen. Das war Klarheit. Warum jetzt um das Ding herumgehen?
Ich packe, weil sie dir sonst die Oberarztstelle wegnehmen. Und weil sie dich schon nicht mehr grüßen in deiner Klinik und weil du nachts schon nicht mehr schlafen kannst. Ich will nicht, daß du mir sagst, ich soll nicht gehen. Ich beeile mich, weil ich dich nicht noch sagen hören will, ich soll gehen. Das ist eine Frage der Zeit. Charakter, das ist eine Zeitfrage. Er hält soundso lange, genau wie ein Handschuh. Es gibt gute, die halten lange. Aber sie halten nicht ewig. Ich bin übrigens nicht böse. Doch, ich bin's. Warum soll ich alles einsehen? Was ist schlecht än der Form meiner Nase und der Farbe meines Haares? Ich soll weg von der Stadt, wo ich geboren bin, damit sie keine Butter zu geben brauchen.
Was seid ihr für Menschen, ja, auch du! Ihr erfindet die Quantentheorie und den Trendelenburg und laßt euch von Halbwilden kommandieren, daß ihr die Welt erobern sollt, aber nicht die Frau haben dürft, die ihr haben wollt.Künstliche Atmung und jeder Schuß ein Ruß! Ihr seid Ungeheuer oder Speichelledcer von Ungeheuern! Ja, das ist unvernünftig von mir, aber was hilft in einer solchen Welt die Vernunft? Du sitzt da und siehst deine Frau packen und sagst nichts. Die Wände haben Ohren, wie? Aber ihr sagt ja nichts! Die einen horchen, und die andern schweigen. Pfui Teufel. Ich sollte auch schweigen. Wenn ich dich liebte, schwiege ich. Ich liebe dich wirklich. Gib mir die Wäsche dort. Das ist Reizwäsche. Ich werde sie brauchen. Ich bin sechsunddreißig, das ist nicht zu alt, aber viel experimentieren kann ich nicht mehr. Mit dem nächsten Land, in das ich komme, darf es nicht mehr so gehen. Der nächste Mann, den ich kriege, muß mich behalten dürfen. Und sage nicht, du wirst Geld schicken, du weißt, das kannst du nicht. Und du sollst auch nicht tun, als wäre es nur für vier Wochen. Das hier dauert nicht nur vier Wochen. Du weißt es, und ich weiß es auch. Sage also nicht: es sind schließlich nur ein paar Wochen, während du mir den Pelzmantel gibst, den ich doch erst im Winter brauchen werde. Und reden wir nicht von Unglück. Reden wir von Schande.[…]
Letzt haben sie eine neue Einteilung dieser Art gemacht, und jetzt gehöre ich zu den Wertloseren. Das geschieht mir recht. Sie hält wieder inne. Sie beginnt wieder von vorn. Ja, ich packe. Du mußt nicht tun, als ob du das nicht gemerkt hättest die letzten Tage. Fritz, alles geht, nur eines nicht: daß wir in der letzten Stunde, die uns bleibt, einander nicht in die Augen sehen. Das dürfen sie nicht erreichen, die Lügner, die alle zum Lügen zwingen.Vor zehn Jahren, als jemand meinte, das sieht man nicht, daß ich eine Jüdin bin, sagtest du schnell: doch, das sieht man. Und das freut einen. Das war Klarheit. Warum jetzt um das Ding herumgehen?
Ich packe, weil sie dir sonst die Oberarztstelle wegnehmen. Und weil sie dich schon nicht mehr grüßen in deiner Klinik und weil du nachts schon nicht mehr schlafen kannst. Ich will nicht, daß du mir sagst, ich soll nicht gehen. Ich beeile mich, weil ich dich nicht noch sagen hören will, ich soll gehen. Das ist eine Frage der Zeit. Charakter, das ist eine Zeitfrage. Er hält soundso lange, genau wie ein Handschuh. Es gibt gute, die halten lange. Aber sie halten nicht ewig. Ich bin übrigens nicht böse. Doch, ich bin's. Warum soll ich alles einsehen? Was ist schlecht än der Form meiner Nase und der Farbe meines Haares? Ich soll weg von der Stadt, wo ich geboren bin, damit sie keine Butter zu geben brauchen.
Was seid ihr für Menschen, ja, auch du! Ihr erfindet die Quantentheorie und den Trendelenburg und laßt euch von Halbwilden kommandieren, daß ihr die Welt erobern sollt, aber nicht die Frau haben dürft, die ihr haben wollt.Künstliche Atmung und jeder Schuß ein Ruß! Ihr seid Ungeheuer oder Speichelledcer von Ungeheuern! Ja, das ist unvernünftig von mir, aber was hilft in einer solchen Welt die Vernunft? Du sitzt da und siehst deine Frau packen und sagst nichts. Die Wände haben Ohren, wie? Aber ihr sagt ja nichts! Die einen horchen, und die andern schweigen. Pfui Teufel. Ich sollte auch schweigen. Wenn ich dich liebte, schwiege ich. Ich liebe dich wirklich. Gib mir die Wäsche dort. Das ist Reizwäsche. Ich werde sie brauchen. Ich bin sechsunddreißig, das ist nicht zu alt, aber viel experimentieren kann ich nicht mehr. Mit dem nächsten Land, in das ich komme, darf es nicht mehr so gehen. Der nächste Mann, den ich kriege, muß mich behalten dürfen. Und sage nicht, du wirst Geld schicken, du weißt, das kannst du nicht. Und du sollst auch nicht tun, als wäre es nur für vier Wochen. Das hier dauert nicht nur vier Wochen. Du weißt es, und ich weiß es auch. Sage also nicht: es sind schließlich nur ein paar Wochen, während du mir den Pelzmantel gibst, den ich doch erst im Winter brauchen werde. Und reden wir nicht von Unglück. Reden wir von Schande.[…]
envoyé par Riccardo Gullotta - 19/8/2023 - 09:09
Langue: italien
Traduzione italiana / Italienische Übersetzung / Italian translation / Traduction italienne / Italiankielinen käännös:
Federico Federici- Emilio Castellani
Federico Federici- Emilio Castellani
[…]Negli ultimi tempi ho pensato spesso a quello che mi dicevi anni fa, che al mondo ci sono persone che valgono e persone che valgono meno, e che alle prime si dà l’insulina quando hanno il diabete e alle altre no; e allora mi era sembrato naturale, stupida che non sono altro! Ecco, adesso hanno fatto una nuova distinzione del genere, e io appartengo… appartengo alla categoria di quelli che valgono meno. Ben mi sta.
Sì, faccio i bagagli. Non far finta di non aver notato niente negli ultimi tempi, Fritz. Posso sopportare tutto, meno che questo: di non guardarci dritto negli occhi nell’ultima ora che ci resta. Non dobbiamo dare questa soddisfazione a quei bugiardi che costringono tutti a mentire. Dieci anni fa quando qualcuno diceva che non si vedeva per niente che io fossi ebrea, tu rispondevi: “Eh, altroché!” era una cosa che mi faceva piacere; era sincerità. Perché non avere adesso il coraggio di dire le cose come sono?
Io faccio i bagagli perché altrimenti tu non sarai più primario, perché quelli della clinica ti salutano già a stento e tu non riesci più a dormire la notte. Non voglio che tu mi dica: Non andartene. Anzi, mi affretto perché non voglio che tu un giorno mi dica:” Devi andartene”. È questione di tempo. Il carattere è questione di tempo. Ha una certa durata, proprio come un guanto. Ce ne sono di buoni che durano anche un pezzo ma nessuno dura in eterno. E non sono neanche in collera. Ma sì che lo sono. Perché devo tollerare tutto? Cosa c’è di sbagliato nella forma del mio naso, nel colore dei miei capelli? E devo lasciare la città dove sono nata perché quelli possano risparmiare il burro.
Che razza di uomini siete! Sì, anche tu! [1] Siete capaci di inventare la teoria dei quanti, la teoria di Trendelenburg [2], e lasciate che dei semiselvaggi vi ordinino di cambiare il mondo e di lasciare la donna che vorresti avere. [3] l Siete dei mostri e dei leccapiedi di mostri, che è anche peggio. Non è ragionevole da parte mia, ma a che serve la ragione in un mondo simile? Tu te ne stai seduto la, vedi tua moglie che fa i bagagli e non dici niente perché i muri hanno orecchie. Ma se voi non dite niente! Gli uni stanno a orecchie tese, gli altri tacciono! Forse anch’io dovrei tacere. Se ti volessi bene, tacerei. Ma io ti voglio bene davvero! Passami quella biancheria, è biancheria fine, ne avrò bisogno. Ho trentasei anni ormai, non sono ancora vecchia, ma tante esperienze non potrò più farle. Nel paese dove andrò non deve più succedermi niente di simile. Se trovo un altro uomo, devo sapermelo tenere. E non dirmi che mi manderai del denaro, sai che non è possibile. E non avere l’aria di credere che in fondo si tratta di una cosa provvisoria: per quattro settimane! È una faccenda che non dura quattro settimane. Lo sai tu e lo so anch’io. Non dirmi: “In fondo si tratta di qualche settimana”, mentre mi porgi il mantello di pelliccia che non mi occorrerà prima dell’inverno. E non parliamo di disgrazia, parliamo di vergogna. […]
Sì, faccio i bagagli. Non far finta di non aver notato niente negli ultimi tempi, Fritz. Posso sopportare tutto, meno che questo: di non guardarci dritto negli occhi nell’ultima ora che ci resta. Non dobbiamo dare questa soddisfazione a quei bugiardi che costringono tutti a mentire. Dieci anni fa quando qualcuno diceva che non si vedeva per niente che io fossi ebrea, tu rispondevi: “Eh, altroché!” era una cosa che mi faceva piacere; era sincerità. Perché non avere adesso il coraggio di dire le cose come sono?
Io faccio i bagagli perché altrimenti tu non sarai più primario, perché quelli della clinica ti salutano già a stento e tu non riesci più a dormire la notte. Non voglio che tu mi dica: Non andartene. Anzi, mi affretto perché non voglio che tu un giorno mi dica:” Devi andartene”. È questione di tempo. Il carattere è questione di tempo. Ha una certa durata, proprio come un guanto. Ce ne sono di buoni che durano anche un pezzo ma nessuno dura in eterno. E non sono neanche in collera. Ma sì che lo sono. Perché devo tollerare tutto? Cosa c’è di sbagliato nella forma del mio naso, nel colore dei miei capelli? E devo lasciare la città dove sono nata perché quelli possano risparmiare il burro.
Che razza di uomini siete! Sì, anche tu! [1] Siete capaci di inventare la teoria dei quanti, la teoria di Trendelenburg [2], e lasciate che dei semiselvaggi vi ordinino di cambiare il mondo e di lasciare la donna che vorresti avere. [3] l Siete dei mostri e dei leccapiedi di mostri, che è anche peggio. Non è ragionevole da parte mia, ma a che serve la ragione in un mondo simile? Tu te ne stai seduto la, vedi tua moglie che fa i bagagli e non dici niente perché i muri hanno orecchie. Ma se voi non dite niente! Gli uni stanno a orecchie tese, gli altri tacciono! Forse anch’io dovrei tacere. Se ti volessi bene, tacerei. Ma io ti voglio bene davvero! Passami quella biancheria, è biancheria fine, ne avrò bisogno. Ho trentasei anni ormai, non sono ancora vecchia, ma tante esperienze non potrò più farle. Nel paese dove andrò non deve più succedermi niente di simile. Se trovo un altro uomo, devo sapermelo tenere. E non dirmi che mi manderai del denaro, sai che non è possibile. E non avere l’aria di credere che in fondo si tratta di una cosa provvisoria: per quattro settimane! È una faccenda che non dura quattro settimane. Lo sai tu e lo so anch’io. Non dirmi: “In fondo si tratta di qualche settimana”, mentre mi porgi il mantello di pelliccia che non mi occorrerà prima dell’inverno. E non parliamo di disgrazia, parliamo di vergogna. […]
[1] Omessa nell’interpretazione proposta, nell’originale Was seid ihr für Menschen, ja, auch du!
[2] Friedrich Adolf Trendelenburg, filosofo e cognitivista del XIX secolo
[3] Nell’interpretazione sembra omessa la traduzione del testo: Künstliche Atmung und jeder Schuß ein Ruß!/ Respirazione artificiale e ad ogni sparo una fuliggine!
[2] Friedrich Adolf Trendelenburg, filosofo e cognitivista del XIX secolo
[3] Nell’interpretazione sembra omessa la traduzione del testo: Künstliche Atmung und jeder Schuß ein Ruß!/ Respirazione artificiale e ad ogni sparo una fuliggine!
envoyé par Riccardo Gullotta - 19/8/2023 - 09:14
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Text / Testo / Lyrics / Paroles / Sanat:
Bertolt Brecht
Interpretiert von / Interpreti / Performed by / Interprétée par / Laulavat :
Emanuela Scipioni
…Ma ricordati sempre che i mostri non muoiono. Quello che muore è la paura che t'incutono [Cesare Pavese , Dialoghi con Leucò- La rupe]
L'opera teatrale Terrore e miseria del Terzo Reich fu presentata per la prima volta a Parigi il 21 Maggio 1938 con il titolo 99% e sottotitolo Images du Troisième Reich. Si compone di 30 scene. La nona si intitola La moglie ebrea.
Se ne propone qui uno stralcio, magistralmente interpretato da Emanuela Scipioni.
[Riccardo Gullotta]