Le déserteur
Boris VianTEDESCO / GERMAN / ALLEMAND [2] - Erich Aurich | |
DER DESERTEUR Verehrter Präsident Ich sende Euch ein Schreiben Lest es oder laßt es bleiben Wenn Euch die Zeit sehr brennt Man schickt mir da, gebt acht Die Militärpapiere Daß ich in d'n Krieg marschiere Und das vor Mittwoch nacht Verehrter Präsident Das werde ich nicht machen Das wäre ja zum Lachen Ich hab kein Kriegstalent Sei's Euch auch zum Verdruß Ihr könnt mir's nicht befehlen Ich wills Euch nicht verhehlen Daß ich desertieren muß. Seit ich auf Erden bin sah ich den Vater sterben sah meine Brüder sterben Und weinen nur mein Kind Sah Mutters große Not Nun liegt sie schon im Grabe Verlacht den Bombenhagel und treibt mit Würmern Spott Als ich Gefangner war Ging meine Frau verdienen ich sah nur noch Ruinen Nichts blieb, was mir mal war Früh wenn die Hähne krähn Dann schließ ich meine Türen Und will die Toten spüren Und auf die Straße gehen Ich nehm den Bettelstab Auf meiner Tour de France Durch Bretagne und Provence Und sag den Menschen dies: Verweigert Krieg, Gewehr Verweigert Waffentragen Ihr müßt schon etwas wagen Verweigert's Militär Ihr predigt, Kompliment Doch wollt Ihr Blut vergießen Dann laßt das Eure fließen Verehrter Präsident Sagt Eurer Polizei Sie würde mich schon schaffen Denn ich bin ohne Waffen zu schießen steht ihr frei. Variante zur Schlußstrophe: Sagt Eurer Polizei Sie würde mich nicht schaffen Denn ich besitze Waffen Und schieße nicht vorbei. | DER DESERTEUR Ihr sogenannten Herrn, ich schreibe Euch ein Schreiben, lest oder laßt es bleiben und habt mich alle gern. Ich kriege da, gebt acht, die Militärpapiere, damit ich einmarschiere und zwar vor Mittwoch Nacht. Ich sag' Euch ohne Trug: Ihr wollt doch nur schmarotzen, ich finde das zum Kotzen, die Welt hat jetzt genug. Ihr sogenannten Herrn, ich sage Euch ganz offen, die Wahl ist schon getroffen: Ich werde desertier'n. Seit ich auf Erden bin, sah ich manch Vater sterben, sah Brüder schnell verderben, sah weinen oft ein Kind; sah Mütter voller Gram, sie konnten nicht vergessen, daß andre vollgefressen, wohlauf und ohne Scham. Sah der Gefang'nen Leid; Man hat sie nur belogen, um ihre Frau'n betrogen, um ihre gute Zeit. Früh, wenn die Hähne krähn, dann schließ' ich meine Türe, will tote Jahre spüren und auf die Straße gehn. Dann geht es drauf und dran auf Welle, Wind und Wegen der neuen Welt entgegen, ich rufe jedermann: Lebt euer Leben aus, ringt Furcht und Elend nieder, schießt nicht auf eure Brüder in diesem Erdenhaus. Ihr sogenannten Herrn, müßt ihr denn Blut vergießen, so laßt das eure fließen, wir hätten das so gern. Sagt eurer Polizei, sie werden mich schon schaffen, denn ich bin ohne Waffen, zu schießen steht ihr frei. |