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Stempellied (oder Lied der Arbeitslosen)

Robert Gilbert
Language: German (Berlinese / Berliner)




Keenen Sechser in der Tasche,
bloß 'n Stempelschein.
Durch die Löcher der Kledage
kiekt de Sonne rein.
Me'sch, so stehs'de vor der Umwelt
jänzlich ohne was;
wenn dein Leichnam plötzlich umfällt,
wird keen Ooge naß.
Keene Molle schmeißt der Olle,
wenn er dir so sieht.
Já! - Die Lage sieht sehr flau aus,
bestenfalls im Leichenschauhaus
haste noch Kredit.

Stells'de dir zum Stempeln an
wird det Elend nich behoben.
Wer hat dir, Du Armermann,
abjebaut so hoch da droben?

Ohne Arbeit, ohne Bleibe
biste null und nischt.
Wie 'ne Fliege von der Scheibe
wirste wegjewischt.
Ohne Pinke an der Panke
stehste machtlos da,
und der Burschoa sagt: Danke!
rückste ihm zu nah.
Äußerst schnell schafft
die Jesellschaft Menschen uff 'n Müll.
Wenn de hungerst, halt de Fresse;
denn sonst kriegste 'ne Kompresse,
und das mit Jebrüll.

Stells'de dir zu pampich an,
setzt et jleich'n Wink von oben,
denn es hab'n dich Armenmann
abjebaut die hoch da droben.

Und so kieken dir de Knochen
sachte aus der Haut,
und du bist in wen'gen Wochen
völlig abjebaut.
Und du koofst dir een paar Latten
für 'ne letzte Mark;
denn für eenen dünnen Schatten
reicht 'n dünner Sarg.
Nur nich drängeln
zu den Engeln
kommste noch zur Zeit.
„Hol-de Ra-tio-na-li-sie-rung!“
singt dir de Jewerkschaftsführung
sinn'ich zum Jeleit.

Stell dir vorsichtshalber dann
Jleich zum Stempeln an - auch oben –
denn du bleibst, als Armermann,
abjebaut auch hoch da droben.



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