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Circulus terroris

Krysztof Daletski
Lingua: Tedesco


Krysztof Daletski


Am klaren blauen Himmel, gelenkt von ferner Hand,
da fliegt ein kleines Flugzeug, das wird »Sensenmann« [1] genannt.
Das bringt mit »Höllenfeuer« [2] das Land zur Explosion,
die tötet Terroristen nur, per Definition. [3]

Dank kluger Ingenieurskunst fließt nur noch fremdes Blut,
das kommt der Wehrbereitschaft in der ersten Welt zugut. [4]
Und trifft des Schnitters Sense ein Haus mit Weib und Kind,
so heißt es: »Man muss Halme mäh'n, bevor sie höher sind.« [5]

Ob das die Angehörigen der Halme auch so sehen? Zum Beispiel der drei Männer, getötet beim Schrottsammeln, weil einer von ihnen eine ähnliche Körpergröße hatte wie Osama Bin Laden? [6] Oder der mehr als 200 Menschen, getötet bei 16 Drohnenangriffen, die alle Baitullah Mehsud galten, dem von der pakistanischen Regierung Terrorakte zur Last gelegt wurden. [7]

Was macht das wohl mit denen die da leben
und zahlen einen hohen Zoll von Blut?
Wenn über ihnen ständig Sensen schweben,
dann wachsen nur Empörung, Hass und Wut.

Und war'n das anfangs nur ein paar Verwirrte,
bekamen weil sie nutzten ein Gewehr, [8]
Doch als der Terrorkrieg sich etablierte,
da schwoll das an zum Gotteskriegerheer. [9]

Bewaffnet einst zum Sturze von Despoten, [10]
brach mancher Staat darüber schon entzwei.
Und bei den vielen hunderttausend Toten, [11]
war'n auch ein paar im Abendland dabei.

Was natürlich gegen die Spielregeln verstößt! Doch auch dafür haben Sicherheitsexperten eine Lösung: Wenn irgendwo Gewalt nicht hilft, dann hilft noch mehr Gewalt!

So fliegt noch manches Flugzeug dahin im Morgenland
und saust noch manche Sense, und wird noch mehr abgebrannt.
Das ist die schlichte Logik in diesem Terrorkrieg,
und der wird niemals enden, und der kennt auch keinen Sieg.

Doch die das kritisieren, die werden langsam mehr
und die zu ignorieren ist schon schwerer als bisher.
Und auch der stärkste Krieger muss irgendwann einseh'n:
Nur Terror gegen Terror, das kann so nicht weitergeh'n!
[1]. Ein Produktname der bewaffneten Drohnen ist »Reaper« (Sensenmann, Schnitter).

[2] Ein Produktname der von den Drohen abgefeuerten Raketen ist »Hellfire« (Höllenfeuer).

[3] In der Befragung durch den NSA-Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestag am 15.10.2015 sagte der ehemalige US-Drohnenpilot Brandon Bryant, dass in seinen Einsatzgebieten im Irak, Afghanistan, Pakistan, Somalia und dem Jemen alle männlichen Personen im Alter von über zwölf Jahren als legitime Ziele gegolten hätten. Und Kai Biermann und Thomas Wiegold schrieben in »Der Kampf der Drohnen« (Blätter 11'15, pp. 49-58): »Befürworter der Drohnen bewerben diese als ethische und präzise Waffe, die weniger ungewollte Schäden verursache als jede andere. [...] Das liegt allerdings nicht daran, dass wirklich keine Zivilisten sterben. Sondern es liegt an der Praxis, alle Toten mit Hilfe der Definition als 'Military Abled Males' im Nachhinein zu Terroristen und Kämpfern zu erklären.«

[4] Als Motivation für den Einsatz von Drohnen nennen Biermann und Wiegold im o.a. Artikel: »Da es in Deutschland wie in den anderen Industriegesellschaften Ziel ist, eigene Gefallene zu vermeiden, steigt das Interesse an jeder Technik, die ohne Bodentruppen auskommen. Der Kampf von Angesicht zu Angesicht ist nicht mehr mehrheitsfähig.«

[5] In der o.a. Befragung sagte Brandon Bryant: »Wenn ein Opfer jünger gewesen sei, sei das aber auch nicht besonders tragisch genommen worden. Man müsse das Gras mähen, bevor es wachse, habe es dann geheißen. Mit anderen Worten: Aus Kindern wären später ohnehin Terroristen geworden.«

[6] Angaben nach Biermann, Wiegold: »Der Kampf der Drohnen« (Blätter 11'15, pp. 49-58)

[7] Angaben nach Armin Wertz: »Die Weltbeherrscher« Westend-Verlag, 4. Auflage (2015) p. 258

[8] US-Unterstützung für Mudschaheddin/Taliban in den 1980er Jahren zum Sturz der von der Sowjetunion unterstützten Regierung in Afghanistan.

[9] Dazu bemerkt Jürgen Todenhöfer im Interview mit der Frankfurter Rundschau vom 15.06.2015: »Die USA haben mit ihren Kriegen im Mittleren Osten ein unbeschreibliches Chaos angerichtet und den Terrorismus regelrecht gezüchtet. Zu Beginn des 'War on terror' gab es einige 100 internationale Terroristen, jetzt haben wir über 100 000.«

[10] Neben Militäroperationen mit eigenen Truppen wie im Irak, setzen die USA für »Regime Changes« auf die Unterstützung lokaler bewaffneter Rebellengruppen. So in Afghanistan zunächst auf die Mudshaheddin, dann wieder zur militärischen Beseitigung der Taliban-Regierung auf lokale Warlords, oder in Syrien zur Beseitigung der Assad-Regierung auf »gemäßigte Rebellen« (Barbara Starr, CNN, am 12.09.2013: »Official says CIA-funded weapons have begun to reach Syrian rebels«).

[11] Für eine Zusammenfassung verschiedener Untersuchungen zu den Opferzahlen siehe IPPNW & PSR: »Body Count - Casualty Figures after 10 Years of the 'War on Terror'« (März 2015)




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